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Ministerpräsident Stephan Weil reist anlässlich des 80. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkrieges mit einer Delegation nach Polen

Ministerpräsident Stephan Weil reist vom (heutigen) Dienstag, 6. Mai 2025, bis zum Freitag, 9. Mai 2025, mit einer rund 20-köpfigen Delegation aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft nach Polen. Stationen der Reise werden die Hauptstadt der Woiwodschaft Großpolen, Posen, und die Hauptstadt der Woiwodschaft Niederschlesien, Breslau, sein. Niedersachsen und die beiden Woiwodschaften verbindet eine über 30-jährige Partnerschaft.

Im Mittelpunkt der Reise stehen das Gedenken zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges sowie gemeinsame Erklärungen beziehungsweise Vereinbarungen mit Großpolen und Niederschlesien.

Ministerpräsident Stephan Weil: „Die Beziehungen zwischen Niedersachsen, Großpolen und Niederschlesien sind geprägt von Vertrauen, Zusammenarbeit und einem tiefen Verständnis für unsere gemeinsame Geschichte und Zukunft. Das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 80 Jahren am 8. Mai erinnert uns an das unermessliche Leid, das – ausgehend von Deutschland – Europa damals erlebt hat, aber auch an den Wert von Versöhnung, Frieden und Solidarität. Dafür ist die Partnerschaft zwischen Niedersachsen, Großpolen und Niederschlesien ein lebendiges Beispiel. Wir arbeiten zusammen in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Bildung und Jugendbegegnung. Diese Reise bietet uns die Gelegenheit, unsere bestehenden Kooperationen weiter zu vertiefen und neue Impulse für die Zusammenarbeit zu setzen.“

Die Delegation reist mit dem Zug nach Posen und wird dort am späten Dienstagabend eintreffen. Das offizielle Programm startet am Mittwochmorgen mit einem Briefing zur politischen Situation in Polen und der Woiwodschaft Großpolen durch den Generalkonsul des Generalkonsulats Breslau, Martin Kremer.

Nach einem Gespräch mit dem Marschall der Woiwodschaft Großpolen, Marek Woźniak, erfolgt die feierliche Unterzeichnung einer gemeinsamen Unterstützungserklärung.

„Die Erklärung ist kein Neuanfang, sondern eine Bekräftigung einer vertrauensvollen Partnerschaft mit langer Tradition. Bereits vor über dreißig Jahren, kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, haben sich Niedersachsen und Großpolen aufeinander zubewegt – getragen von dem Wunsch nach Verständigung. Seitdem ist viel geschehen: Viele Projekte in den Bereichen Bildung, Wissenschaft, Kultur, Verwaltung, Polizei und Landwirtschaft haben die Partnerschaft mit Leben gefüllt. Jetzt setzen wir diesen Weg fort. Im 80. Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist es ein starkes Zeichen, dass wir unsere Partnerschaft nicht nur weiterhin pflegen, sondern vertiefen wollen – auf einer breiten gesellschaftlichen Basis. Mein herzlicher Dank gilt allen, die in Großpolen und in Niedersachsen – in Verwaltung, Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Bildung – tagtäglich daran mitwirken, dass diese Zusammenarbeit lebendig bleibt.“

Im Anschluss besucht die Delegation gemeinsam mit Marschall Woźniak sowie Schülerinnen und Schülern des Nikolaus-Kopernikus-Gymnasiums in Leszno und der Leibnizschule Hannover die Anlage und das Museum des Martyriums von Großpolen – Fort VII, um der Opfer zu gedenken. Fort VII war von 1939 bis 1944 das „Konzentrationslager Posen“ und ist heute die zentrale Gedenkstätte Großpolens. Zwischen 1939 und 1944 wurden in dem Lager tausende Menschen eingesperrt, gefoltert und ermordet. Die Opfer waren vor allem Angehörige der politischen Intelligenz, Geistliche, Lehrkräfte, Mediziner und Studierende. Sie waren das Ziel einer systematischen Vernichtungsstrategie, die auf die Auslöschung des geistigen und gesellschaftlichen Lebens Polens abzielte.

Ministerpräsident Weil: „Fort VII war das erste Konzentrationslager auf polnischem Boden. Es war einer der Orte, an denen erstmals Giftgas gegen Menschen eingesetzt wurde. Die Gedenkstätte ist ein Mahnmal der Barbarei, das uns eindringlich daran erinnert, wohin Hass, Menschenverachtung und Nationalismus führen können. Zwischen 1939 und 1944 wurden in dem Lager tausende Menschen eingesperrt, gefoltert und ermordet. Mit seinem verbrecherischen Regime hat Deutschland Leid und Tod nach Polen gebracht. Der 8. Mai 1945 markiert das Ende der Schreckensherrschaft in Deutschland und das Ende einer grausamen Besatzungszeit in Polen. Die Geschichte Deutschlands und Polens ist schmerzhaft verflochten. Umso größer ist die Verantwortung, die wir heute tragen – für das Erinnern, für das Verstehen und für das Handeln in der Gegenwart. Dabei spielen junge Menschen eine zentrale Rolle. Deshalb freue ich mich sehr, dass Schülerinnen und Schüler aus Leszno und Hannover sich gemeinsam auf den Weg des Erinnerns begeben und eine Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft bauen.“

Am Mittwochnachmittag besucht die Delegation das „Poznań Supercomputing and Networking Center (PSNC)“. Das PSNC ist eines der führenden Forschungszentren Polens in den Bereichen Hochleistungsrechnen, Netzwerktechnologien und Digitalisierung. Es spielt eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung innovativer IT-Lösungen für Wissenschaft, Industrie und öffentliche Einrichtungen.

Daran anschließend wird sich Ministerpräsident Stephan Weil zum Austausch mit der Woiwodin der Woiwodschaft Großpolen, Agata Sobczyk, treffen.

Am Donnerstag, 8. Mai 2025, reist die Delegation weiter und macht zunächst Station in Leszno. Dort führt Ministerpräsident Weil im Rathaus Gespräche mit dem Stadtpräsidenten Grzegorz Rusiecki sowie mit der Woiwodschaftsrätin Katarzyna Maria Kretkowska.

Im Anschluss diskutiert der Ministerpräsident, gemeinsam mit dem Stadtpräsidenten und der Woiwodschaftsrätin mit Schülerinnen und Schülern des Nikolaus-Kopernikus-Gymnasiums und der Leibnizschule Hannover. Der Schüleraustausch zwischen der Leibnizschule Hannover und dem Nikolaus-Kopernikus-Gymnasium in Leszno findet anlässlich der Delegationsreise und des 80. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkrieges statt. Die Gruppe aus Hannover besteht aus sieben Jugendlichen, die bereits im Herbst 2024 an einem Austausch mit Leszno teilgenommen haben. Das Projekt knüpft an einen Besuch polnischer Schülerinnen und Schüler im Rahmen des 30-jährigen Jubiläums der Partnerschaften mit Großpolen und Niederschlesien (2023) in Hannover an. Im Mittelpunkt der diesjährigen Begegnung stehen die historische Verantwortung Deutschlands, die Bedeutung des Gedenktages für Polen sowie aktuelle Herausforderungen wie Antisemitismus, Rassismus und Extremismus.

Am Donnerstagmittag reist die Delegation mit dem Zug nach Breslau. Dort gibt es zum Auftakt ein Briefing zur politischen Situation in Niederschlesien durch Generalkonsul Kremer. Am Nachmittag folgt ein Gespräch mit dem Marschall der Woiwodschaft Niederschlesien, Pawel Gancarz, sowie die Unterzeichnung einer aktualisierten Partnerschaftsvereinbarung.

„Die Partnerschaft zwischen Niedersachsen und Niederschlesien, die 1991 begründet wurde, ist heute lebendiger und aktueller denn je,“ so Ministerpräsident Stephan Weil. „Sie reicht weit über den politischen Austausch hinaus. Sie umfasst Hochschulen, Kommunen, Wirtschaftsakteure, Schulen und zivilgesellschaftliche Initiativen. Sie ist getragen von Menschen, die sich füreinander interessieren, voneinander lernen und miteinander gestalten wollen. Mit der aktualisierten Partnerschaftsvereinbarung wollen wir unsere Zusammenarbeit in Schlüsselbereichen weiter ausbauen, beispielsweise in Klima- und Energiefragen, in der Gesundheitswirtschaft und bei der Fachkräftequalifizierung.“

Nach der Unterzeichnung wird Ministerpräsident Weil ein Gespräch mit der Woiwodin der Woiwodschaft Niederschlesien, Jolanta Żabska, führen.

Am Nachmittag begibt sich die Delegation zur Kranzniederlegung am Soldatendenkmal der polnischen Armee auf dem Oporowski-Hügel anlässlich des 80. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkrieges. Auf dem Oporowski-Hügel wurde im Frühjahr 1945 hart gekämpft. Es waren polnische Soldaten, die – Seite an Seite mit der Roten Armee – unter großen Opfern an der Befreiung von Breslau beteiligt waren.

Am Freitag, 9. Mai 2025, besucht die Delegation den alten Jüdischen Friedhof in Breslau. Der Alte Jüdische Friedhof in Breslau ist ein Ort der Erinnerung, der Vielfalt und der Geschichte. Hier ruhen viele jüdische Bürgerinnen und Bürger, die das gesellschaftliche, geistige und politische Leben Mitteleuropas geprägt haben – darunter Ferdinand Lassalle, einer der bedeutendsten Köpfe der deutschen Arbeiterbewegung, dessen 200. Geburtstag (11. April 1825) erst vor Kurzem in Breslau begangen wurde.

Ministerpräsident Weil: „Der Besuch des Friedhofs ist mehr als ein Zeichen des Gedenkens. Er ist ein Bekenntnis – zu unserer historischen Verantwortung, zu einer lebendigen Erinnerungskultur und zu einer europäischen Gesellschaft, die auf Vielfalt, gegenseitigem Respekt und der Achtung menschlicher Würde beruht. In einer Zeit, in der antisemitische Haltungen, Hass und Hetze gegen Jüdinnen und Juden wieder zunehmen, müssen wir mit aller Entschlossenheit für ein demokratisches Miteinander eintreten und uns insbesondere auch dem alltäglichen Antisemitismus entgegenstellen.“

Am Freitagnachmittag tritt die Delegation die Rückreise mit dem Zug nach Hannover an.

Artikel-Informationen

erstellt am:
06.05.2025

Ansprechpartner/in:
Pressestelle der Niedersächsischen Landesregierung

Nds. Staatskanzlei
Planckstraße 2
30169 Hannover
Tel: 0511/120-6946
Fax: 0511/120-6833

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