Praktizierte Solidarität mit EU-Partnern: Niedersachsen startet mit „Erasmus+“ Modellprojekte zur Bekämpfung der europäischen Jugendarbeitslosigkeit
Niedersachsen engagiert sich aktiv bei der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in Italien und Spanien. Auf Initiative der Niedersächsischen Staatskanzlei kann jetzt ein „Erasmus+“- Förderprojekt der Europäischen Union gestartet werden, das die Voraussetzungen für duale Berufsausbildung in den Partnerregionen Kampanien und Andalusien schaffen soll, teilte die Landesregierung am (heutigen) Freitag mit. In den kommenden 24 Monaten sollen dort die Grundlagen und Inhalte für duale Berufsausbildungskonzepte gemeinsam mit niedersächsischen Partnern aus der schulischen und betrieblichen Ausbildung erarbeitet werden. Als Projektmittel stehen insgesamt etwa 127.000 Euro für zwei Jahre zur Verfügung.
„Wir wollen mit diesem Projekt und zwei weiteren Pilotprojekten für duale Berufsausbildung einen Anstoß geben, für junge Menschen in ihren Heimatländern nachhaltige Arbeitsplätze zu schaffen“, sagte Birgit Honé, Europa-Staatsekretärin der Niedersächsischen Landesregierung. Die Projekte sind Bestandteil von Honés Initiative „Gute Nachbarn in Europa“. Sie orientieren sich am deutschen Modell. Damit bekommen Jugendliche einen bezahlten Ausbildungsplatz, können in ihrer Heimat bleiben und erhalten bessere Chancen auf dauerhafte Arbeit. Es nutze wenig, einigen Jugendlichen in Deutschland einen Ausbildungsplatz zu bieten, sagte Honé. Es sei ein Gebot der Solidarität, dazu beizutragen, Jugendlichen eine Perspektive in ihrer Heimat zu bieten.
Wenn junge Menschen ihre Heimatregion verlassen müssen, verschärfen sich dort die demografischen Probleme mit sinkenden Bevölkerungszahlen, geringerem Bruttosozialprodukt und Steuereinnahmen. Auch dort seien aber gut ausgebildete Menschen bei der Modernisierung kleiner und mittlerer Unternehmen gefragt. Duale Berufsausbildung könne nach Auffassung von Staatssekretärin Honé ein wichtiger Beitrag sein. Das große Interesse und die Unterstützung der regionalen Behörden und der Wirtschaft auch einem Ausbau dualer Ausbildung zeigen, dass das Modell auch dort erfolgreich sein könne.
„Erasmus+“ umfasst die EU-Förderprogramme für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport. An dem „Erasmus+“-Projekt „Dual VET Partners in Europe“ („Vocational education and Training“, berufliche Aus- und Fortbildung) nehmen Berufsschulen, Betriebe, Sozialpartner und Regionalregierungen in Spanien in Sevilla und Umgebung, in Italien in Salerno und Umgebung sowie die Universität und die Regionalregierung in Neapel teil.
Niedersächsische Partner sind neben der Landesregierung unter anderem die Region Hannover, Berufsschulen, das Bildungswerk der niedersächsischen Wirtschaft sowie die IHK Hannover. Darüber hinaus ist noch für dieses Jahr der Start eines ersten Ausbildungsjahrgangs für Kfz-Mechatronik mit etwa 25 Jugendlichen in der Umgebung von Salerno vorgesehen, 2018 soll auch in Spanien der Einstieg in ein Pilotausbildungsprojekt folgen.
Hintergrund
Das von der Niedersächsischen Staatskanzlei initiierte Projekt ist von der spanischen „Erasmus+“-Agentur genehmigt worden. Nach der endgültigen Bewilligung im September soll mit einem Kick-off Meeting in Sevilla vermutlich noch im Oktober die Arbeit aufgenommen werden. Mit dem Projektbudget von 127.000 Euro sollen in zwei Jahren Grundlagen zur Anwendung dualer Berufsausbildungskonzepte im gegenseitigen Austausch entwickelt oder weiterentwickelt werden. Ausbildungsprogramme, Curricula und Materialien sollen den jeweiligen nationalen Anforderungen angepasst erarbeitet werden.
Die Niedersächsische Staatskanzlei hat im Wesentlichen die Vorbereitung und die Entwicklung des Projekts sowie die internationale Koordinierung geleistet und Partner für das Projekt gewinnen können. Die Umsetzung und Steuerung liegt jetzt im Wesentlichen in den Händen der „Escuela de Idiomas Carlos V“. Die Staatskanzlei bleibt als strategischer Partner dabei, hat aber keine unmittelbaren Aufgaben im Projekt. Die Koordinierung der Pilotprojekte in Italien (Kfz-Mechatronik in Kampanien) und in Spanien (Möbelschreiner oder Kfz-Mechatronik in Murcia) bleibt bis zu deren Projektstarts in der Staatskanzlei.
Darüber hinaus wird mit je 30.000 Euro in den Jahren 2017 und 2018 eine Webplattform durch das Bildungswerk der niedersächsischen Wirtschaft (BNW) entwickelt; zum einen für den Austausch und die Nutzung von Curricula, Unterrichtsmaterialien, und zum anderen für die Vernetzung und Kooperation von Akteuren der dualen Ausbildung in Spanien, Italien und Niedersachsen. Ziel ist beispielsweise, Kooperationen und Partnerschaften in anderen Berufen oder anderen Orten zu fördern, um weitere Projekte zur dualen Berufsausbildung in den Partnerländern zu initiieren.
Artikel-Informationen
erstellt am:
06.10.2017
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