Sommerreise 2019 – Ideen und Herausforderungen in den ländlichen Regionen Niedersachsens
Raus aufs Land: Im ländlichen Raum wird mit großem Engagement viel bewegt. Zusammen mit zahlreichen Medienvertreterinnen und -vertretern besuchte Ministerpräsident Stephan Weil im Rahmen seiner diesjährigen Sommerreise (vom 2. Juli bis 4. Juli 2019) interessante Projekte und Unternehmen in den ländlichen Regionen Niedersachsens. Die Reise führte von der Lüneburger Heide über das Wendland in den Harz und in die Region Hannover.
Tag 1: Moderne Züge, wiederbelebte Markthalle, Breitbandausbau und Rundlinge – auf dem Land gibt es viel zu entdecken
Die Sommerreise startete mit einer Fahrt im Metronom von Hannover über Uelzen nach Bienenbüttel. Gemeinsam mit einem Schaffner kontrollierte Ministerpräsident Stephan Weil die Fahrscheine der Fahrgäste und nach einer Einweisung vom Lokführer steuerte der Regierungschef für einen kurzen Streckenabschnitt den Zug.
Im Mittelpunkt stand jedoch das Gespräch mit Mitarbeitern und der Geschäftsführung der Metronom Eisenbahngesellschaft über den Öffentlichen Personennahverkehr in ländlichen Regionen. Dabei ging es unter anderem um das Schienennetz und den Fahrzeugbestand für den Nahverkehr auf der Schiene.
Nach pünktlicher Ankunft mit dem Zug wurde Ministerpräsident Weil in Bienenbüttel von einer Delegation rund um das Ehepaar Franke empfangen. Die frühere Journalistin, Loni Franke, hat gemeinsam mit mehreren regionalen Netzwerkpartnern, viel Fantasie und Engagement einen leerstehenden Supermarkt erfolgreich in einen neuen Gemeindemittelpunkt verwandelt. Die Markthalle Bienenbüttel mit einem Restaurant, einem Marktladen für Wohninterieur und Mode, einem Weinladen und einer Showküche, hat sich auch durch zahlreiche Veranstaltungen wie beispielsweise das „Dorfgespräch“ mit besonderen Menschen aus der Region als Treffpunkt etabliert. Ein Beispiel dafür, wie in einer Gemeinde mit knapp 7000 Einwohnerinnen und Einwohnern mit unternehmerischem Mut und einem regionalen Netzwerk ein Leerstand in zentraler Lage vermieden und stattdessen ein neuer Anlaufpunkt sowie mehr als zwei Dutzend Arbeitsplätze geschaffen wurden.
Die Chancen, aber auch die Herausforderungen des Breitbandausbaues im Landkreis Uelzen standen als nächstes auf dem Programm. Auf dem landwirtschaftlichen Hof von Juliane von der Ohe in Haarstorf konnte der Regierungschef aus erster Quelle erfahren, wie landwirtschaftliche Betriebe digitalisiert arbeiten wollen und weshalb sie auf eine gute Internet- und Mobilfunkverbindung angewiesen sind. Durch eine digital gesteuerte millimetergenaue Düngung könnte der Nährstoffeintrag deutlich reduziert und somit eine umweltschädliche Überdüngung vermieden werden, bekam Ministerpräsident Weil erläutert. Im Landkreis Uelzen werden zurzeit die „weißen Flecken“ mit einem Ausbau des Glasfasernetzes beseitigt. Glaserfaser allein reicht allerdings nicht. Nach Ansicht des Ministerpräsidenten benötigt Niedersachsen den 5G Mobilfunkstandard tatsächlich sprichwörtlich an jeder Milchkanne, insbesondere wenn die Landwirtschaft umweltfreundlicher werden soll.
Von Uelzen ging die Sommereise weiter nach Lübeln zum Rundlingsmuseum. Die im Hochmittelalter angelegten Rundlingsdörfer im Wendland sind bundesweit einmalig. Bei einer Führung durch das Museum erhielt Stephan Weil interessante Informationen über die traditionell rund angelegte Bauform der Dörfer und das Leben auf dem Land in früheren und heutigen Zeiten. In der Schmiede, die 1987 aus Prisser bei Dannenberg nach Lübeln umgesetzt wurde, griff der Ministerpräsident selbst zum Hammer und half dem Schmied bei seiner Arbeit. Der Schmied steht für die Lebendigkeit des Museumsdorfes, denn er schmiedet nicht nur für die Besucherinnen und Besucher zur Schau, sondern vermarktet seine handgeschmiedeten Produkte weltweit.
Tag 2: Tourismus und Landwirtschaft, Medizinische Versorgung mit Fahrdienst und Ehrenamt, erfolgreiche regionale Whiskyherstellung und eine einsatzstarke freiwillige Feuerwehr
Zu Beginn des zweiten Tages führte der Weg zunächst nach Sprakensehl auf den Hof der Familie Fromhagen. Der landwirtschaftliche Betrieb setzt seit langem auch auf den Tourismus. Der Vorteil: viel Platz, viel Natur und natürlich Tiere. Stephan Weil traf Stammgäste aus Berlin und NRW, die es mit ihren Kindern bzw. Enkelkindern immer wieder nach Sprakensehl zieht. Wie gut gebucht die Ferienhäuser laut des Betriebes sind, beeindruckte den Ministerpräsidenten. Christiane Fromhagen ist ehrenamtliche Bürgermeisterin und entsprechend wollte sie mit dem Ministerpräsidenten auch über Ideen und Probleme sprechen. Stephan Weil versicherte, sie müsse sich nicht hetzen, er bleibe solange, bis sie alle Worte los geworden sei. Es ging dabei um Straßen- und Radwege sowie um einen Windpark, den die Gemeinde gerne hätte. Am Ende blieb dann aber auch noch Zeit für einen kurzen Torschuss und eine Treckerfahrt.
Im Anschluss ging es in die Samtgemeinde Elm-Asse. Dort informierte sich Stephan Weil über das vom DRK Wolfenbüttel initiierte Sozio-Med-Mobil. Damit werden Hilfsbedürftige zum Arzt oder Therapeuten gebracht und erhalten bereits während der Fahrt eine Beratung. Engagierte Dorfbewohner, „die Kümmerer“, helfen ihren Nachbarn unter anderem bei der Online-Buchung der Fahrten. Mit dem Einsatz des Sozio-Med-Mobils sind gleichzeitig eine neue Nachbarschaftshilfe und ein breites Netzwerk zwischen Nutzern, Kümmerern, Ärzten und Therapeuten entstanden. Der Ministerpräsident bedankte sich vor allem für das große ehrenamtliche Engagement, das mit diesem Projekt verbunden ist. Die fahrbare Kranken- und Hilfsstation biete einen guten Ansatz für die medizinische Hilfe auf dem Land.
Weiter ging es in den Harz zur Brennerei Hammerschmiede in Zorge. Die Brennerei produziert sehr erfolgreich den Glen Els Single Malt Whisky. Das hochwertige Harzwasser, die heimischen Getreide und Hölzer sowie die guten klimatischen Bedingungen seien die wesentlichen Qualitätsbestandteile des Whiskys, wie Stephan Weil bei einem Rundgang durch die Produktions- und Lagerräume erfuhr. Der Ministerpräsident durfte die letzten Tropfen Destillat in ein Whiskyfass füllen, es fachgerecht verschließen und seine Unterschrift auf den Fassdeckel setzen. Zusammen mit rund 700 weiteren Fässern wird dieser Whisky nun zehn Jahre lang reifen. Die Brennerei ist mit dem Harzer Whisky neue Wege gegangen und es hat sich für das Unternehmen und die Region gelohnt.
Am Abend gewährte die Freiwillige Feuerwehr in Bad Lauterberg einen tollen Einblick in ihre Leistungsfähigkeit. Die technische Ausrüstung: beindruckend! Die personelle Stärke: überragend! Ministerpräsident Weil musste nicht lange überzeugt werden. Kleine Löscheinsatzübung und anschließend rund 30 Meter hoch mit der Drehleiter, das ermöglichte einen tollen Blick von oben über Bad Lauterberg. Der Ministerpräsident lobte vor allem die Nachwuchsarbeit mit der Kinder- und Jugendfeuerwehr. Insgesamt sei die freiwillige Feuerwehr Bad Lauterberg für Einsätze sehr gut gerüstet und trage darüber hinaus viel zum gesellschaftlichen Zusammenhalt vor Ort bei.Tag 3: Hidden-Champion, Wohnungsbau und Dorfladen
Am letzten Reisetag führte die Route zunächst nach Osterode. Der „Hidden Champion“ aus dem Harz, die Christ-Sigma-Unternehmensgruppe, führte durch die Produktion und zeigte, dass mit rund 230 Mitarbeitern in ländlichen Regionen erfolgreich für den Weltmarkt produziert werden kann. Christ produziert Gefriertrocknungsanlagen, mit denen empfindliche Stoffe schonend haltbar gemacht werden. Sigma stellt Laborzentrifugen her, die in Krankenhäusern, Pharma- und Biotech-Unternehmen in mehr als 100 Ländern eingesetzt werden. Auch im vermeintlich strukturschwachen Harz gibt es herausragende Unternehmen, die in die Region investieren.
Weiter ging es zur kreiseigenen Wohnungsbaugesellschaft Osterode-Göttingen, bei der die Themen Wohnungsbau und Serviceleistungen für ältere Mieter im Mittelpunkt standen. Auch in ländlichen Regionen, wie zum Beispiel Herzberg und Osterode, besteht Bedarf an modernem und günstigem Wohnraum. Dass die kreiseigene Wohnungsbaugesellschaft nicht privatisiert, sondern erhalten wurde, sei ein sehr gutes Beispiel. In anderen Fällen seien kommunale Baugesellschaften und altersgerechtes Leben und Wohnen ins Stocken geraten. Serviceleistungen sind die Schwerpunktthemen in den nächsten Jahren. Schon jetzt engagiert sich die Kreiswohnbau zusammen mit dem Arbeiter-Samariter-Bund in Herzberg beim „Stadtteiltreff“. Dort begrüßten Seniorinnen und Senioren des gemischten Chors den Regierungschef mit einem Ständchen und sangen anschließend gemeinsam mit Stephan Weil.
Zum Abschluss der Sommerreise besuchte der Ministerpräsident den Dorfladen Bolzum bei Sehnde. Nachdem es in Bolzum keine Einkaufsmöglichkeit mehr gab, entschlossen sich vor vier Jahren 200 Bolzumer, einen Dorfladen auf die Beine zu stellen. Inzwischen kommen täglich rund 280 Kunden in den Laden, der neben einem klassischen Sortiment auch viele regionale Produkte anbietet. Vor allem dank des ehrenamtlichen Engagements sind der Dorfladen und andere Initiativen so erfolgreich.
Die Sommerreise hat sich nach Ansicht des Ministerpräsidenten sehr gelohnt. Er habe viele engagierte Menschen getroffen, die mit ihren Ideen und Unternehmen die ländlichen Regionen in Niedersachsen bereichern und voran bringen.