Artikel-Informationen
erstellt am:
24.04.2025
Ansprechpartner/in:
Pressestelle der Niedersächsischen Landesregierung
Nds. Staatskanzlei
Planckstraße 2
30169 Hannover
Tel: 0511/120-6946
Fax: 0511/120-6833
Am kommenden Sonntag findet in Bergen-Belsen eine Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers am 15. April 1945 statt. Veranstalter der Gedenkfeier sind der Niedersächsische Ministerpräsident, der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen KdÖR sowie die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten.
Von einigen Seiten sind jetzt Protestaktionen im Zusammenhang mit der Gedenkveranstaltung angekündigt worden.
Vor dem Hintergrund dieser Ankündigungen haben sich die Veranstaltenden entschieden, zur Einordnung die folgende Stellungnahme abzugeben:
Im Mittelpunkt der diesjährigen Gedenkfeier auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen stehen die Überlebenden, also diejenigen, die selbst noch eine Zeit lang in diesem KZ gelebt haben. Diese Menschen sind inzwischen hochbetagt und es steht zu befürchten, dass einige vielleicht nicht mehr allzu oft die Reise nach Deutschland auf sich nehmen können. Darüber hinaus soll bei der bevorstehenden Gedenkfeier die besondere Stellung der im Displaced Persons-Camp Geborenen sichtbar gemacht werden. Sie stehen in gewisser Weise zwischen den Überlebenden und den nachfolgenden Generationen.
Im Gegensatz zu früheren Jahren sind inzwischen immer mehr Überlebende – unabhängig von nationalen und Verbandsstrukturen – direkt mit der Gedenkstätte Bergen-Belsen in Kontakt. Für die Gedenkzeremonie sind deshalb in diesem Jahr nicht primär die Verbände, sondern einzelne Überlebende um einen Wortbeitrag gebeten worden.
Auch der israelische Irgun, dessen Vorsitzender Arie Olewski ist, war von den Veranstaltenden gebeten worden, einen Überlebenden als Redenden vorzuschlagen. Die Überlebenden im Irgun waren jedoch gesundheitlich nicht mehr in der Lage, die Reise anzutreten. Der Verbandsvorsitzende Arie Olewski ist dann gebeten worden, ein im Displaced Persons-Camp geborenes Kind (ein sogenanntes DP-Child) aus den Reihen des Irgun für einen Redebeitrag zu benennen. Auch dies wurde abgelehnt. Stattdessen hat Herr Olewski darauf hingewiesen, dass niemand außer ihm für den Irgun reden könne. Dieses Angebot aber haben die die Organisatoren mit Hinweis darauf, dass die Überlebenden der ersten Generation und die im DP-Camp geborenen Kinder im Fokus der Gedenkfeier stehen sollen, nicht angenommen.
Die Veranstaltenden sind dankbar, dass die folgenden fünf Überlebenden beziehungsweise im DP-Camp Geborenen bei der Veranstaltung jeweils fünfminütige Gedenkworte sprechen werden:
Wie zu jedem großen Jahrestag reist auch am kommenden Wochenende eine große Delegation aus Großbritannien an. Bergen-Belsen wurde von der Britischen Armee befreit – die Bilder des dort vorgefundenen Grauens prägen bis heute das kollektive Gedächtnis in Großbritannien. Stellvertretend für die Befreier wird am Sonntag die stellvertretende Premierministerin des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland, Angela Rayner, ein Grußwort halten. Sie und ihre Begleiterinnen und Begleiter sind den Veranstaltenden herzlich willkommen.
Bereits unmittelbar nach der Befreiung hatte das Anstimmen der HaTikva für die Überlebenden im DP-Camp eine große Bedeutung. Der Text entstammt, in gekürzter Form, einem im Jahr 1878 verfassten Gedicht Tikwatenu („Unsere Hoffnung“) von Naphtali Herz Imber (1856 bis1909). Vertont wurde er von dem Komponisten Samuel Cohen, erstmals gesungen wurde die HaTikva vermutlich im Jahr 1888 in Rishon Leziyyon in Israel. Mit der Gründung des Staates Israel am 14. Mai 1948 wurde der vertonte Text leicht verändert zur Nationalhymne erklärt. In den vergangenen 80 Jahren wurde die HaTivka ungeachtet der individuellen Haltung der Anwesenden immer wieder am Jüdischen Mahnmal angestimmt. Bergen-Belsen hat seit seiner Befreiung eine besondere Beziehung zum Staat Israel, für den S.E. Ron Prosor, der Botschafter des Staates Israel in der Bundesrepublik Deutschland, ein Grußwort halten wird. Für viele Überlebende war angesichts ihrer zerstörten Heimatorte in Europa Palästina und ab 1948 Israel Wunschziel der Emigration. In Israel leben auch heute noch die meisten Überlebenden der Schoa und deren Kinder und Enkelkinder.
Im Zentrum der Veranstaltung aber stehen die insgesamt 56 teilnehmenden Überlebenden und ihre Angehörigen. Ihnen sind das Gedenken und der Besuch des Ortes ihres Leidens auch 80 Jahre danach sehr wichtig. Es handelt sich um Menschen mit unterschiedlichen politischen Haltungen und Meinungen, die das gemeinsame Schicksal eint.
Das Land Niedersachsen und der Bund übernehmen die Reise- und Aufenthaltskosten aller anreisenden Überlebenden nebst jeweils einer Begleitung. Als Mitglied des Beirates der Gedenkstätte ist selbstverständlich auch Herr Arie Olewski als Vorsitzender des Irgun eingeladen, auch für ihn werden alle Kosten übernommen.
Die Veranstaltenden bitten herzlich darum, im Interesse der an der Gedenkfeier teilnehmenden Überlebenden und ihrer Angehörigen sowie aller Überlebenden, die die Veranstaltung digital miterleben möchten, das Gedenken nicht mit Protestaktionen zu stören. Bei allem Respekt vor der Meinungsfreiheit bitten wir, die Ehre der Toten zu achten. Die Veranstaltenden behalten sich ausdrücklich vor, etwaige Protestaktionen zu unterbinden.
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erstellt am:
24.04.2025
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Pressestelle der Niedersächsischen Landesregierung
Nds. Staatskanzlei
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30169 Hannover
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Fax: 0511/120-6833