„Radikalisierung – RATlos? – Prävention in der Kommune“ Staatssekretärin Birgit Honé und Staatssekretär Jörg Röhmann diskutieren in Brüssel mit Hans Bonte, Bürgermeister der belgischen Stadt Vilvoorde
„Unser Anspruch muss es sein zu verhindern, dass Jugendliche in Europa sich radikalisieren und der Ideologie des IS verfallen“, bemerkte Staatssekretärin Birgit Honé zum Auftakt der zweiten Veranstaltung der Reihe „Radikalisierung – RATlos?“ in Brüssel. Der Schwerpunkt der heutigen Diskussionsveranstaltung in der niedersächsischen Landesvertretung lag auf der Prävention in der Kommune. Staatssekretärin Honé betonte: „Der europaweite Austausch und Diskurs muss gerade jetzt fortgesetzt werden. Denn monokausale Erklärungen kann es für die aktuellen Probleme und deren Lösungen nicht geben. Umso wichtiger ist es, dass wir gemeinsam und auf allen Ebenen daran arbeiten, Radikalisierung zu verhindern.“
Jörg Röhmann, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, stellte in seinem Impulsvortrag den niedersächsischen Weg der Prävention gegen neosalafistischer Radikalisierung vor, die landesweit tätige Beratungsstelle „beRATen“. „Wir gehen über Schulen und Jugendhilfe, bieten Informationen und Kontaktstellen, sodass wir auch frühzeitige Warnsignale bekommen und versuchen können, die Radikalisierung aufzuhalten. Dieses Konzept ist zusammen mit den islamischen Verbänden DITIB und Schura entwickelt worden, die neben dem Land Niedersachsen gemeinsam mit Vertretern des Niedersächsischen Städtetages, des Landesjugendringes, der Wohlfahrtsverbände, des Landespräventionsrates Mitglieder des Trägervereins sind.“ Die durch das Sozialministerium finanzierte Beratungsstelle bietet unterstützende Angebote für Menschen an, die selber von neosalafistischer Radikalisierung betroffen sind oder solche in ihrem Umfeld haben.
Für Hans Bonte, Bürgermeister der belgischen Stadt Vilvoorde und in Belgien bekannt für seine unkonventionelle Herangehensweise, liegt die Antwort auf Radikalisierung und Extremismus in Solidarität und menschlicher Wärme. Er spricht mit jedem Rückkehrer aus Syrien persönlich.
Perspektivlosigkeit und der fehlende Platz in der Gesellschaft haben auch nach den Ergebnissen einer gemeinsamen Untersuchung des Bundeskriminalamtes, des Bundesamtes für Verfassungsschutz und des Hessischen Informations- und Kompetenzzentrums gegen Extremismus Einfluss auf die Radikalisierung. Zum Teil seien die Attentäter auch schon durch eine (klein-)kriminelle Vergangenheit aufgefallen, polizeiliche Arbeit in den Kommunen sei damit sehr wichtig, werde das Problem aber nicht allein lösen können.
Dr. Michael Kiefer vom Institut für Islamische Theologie der Universität Osnabrück betonte in seinem Vortrag, dass Konzepte zur Prävention von Radikalisierung nur dann erfolgreich sein können, wenn sie wissensbasiert sind und die Verschränkung aller relevanten Institutionen, Einrichtungen und Gemeinden gegeben ist. Er begleitet das niedersächsische Projekt „beRATen“ wissenschaftlich, wertet Radikalisierungsverläufe aus und analysiert die Wirkung präventiver Maßnahmen.
Zum Abschluss unterstrich Staatssekretärin Birgit Honé noch einmal das gemeinsame Ziel, die Radikalisierung von Jugendlichen in Europa zu verhindern und hob die Dynamik dieses Prozesses hervor. Inzwischen spielten soziale Netzwerke im Internet eine stärkere Rolle. „Hier müssen wir ganz genau hinschauen, wie sich dieser Prozess verändert, aber es zeichnet sich ab, dass die persönlichen Kontakte einen geringeren Einfluss auf die Radikalisierung haben.“
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erstellt am:
08.12.2015
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